MAKROÖKONOMIK ² МАКРОЭКОНОМИКА
Der
gesamtwirtschaftlicheGeldmarkt
(Общеэкономический
рынок денег)
Wilfried
Fuhrmann
Ajdyn Sultanow
Adresse der Autoren:
Prof. Dr. Wilfried Fuhrmann
Dr. A. Sultanow
Universität Potsdam
August-Bebel-Str. 89
D-14482 Potsdam
Tel: ++49- (0)331-
977- 3219
Fax: ++49- (0)331-
977- 3223
http://www.makrooekonomie.de
Email: fuhrmann@rz.uni-potsdam.de
© W. Fuhrmann; ISSN 1433-920X
Zur Zitation:
W. Fuhrmann, A. Sultanow (2001),
Der gesamtwirtschaftliche Geldmarkt; in: www.nowgorod.de, Stand : 01.10.2001
Inhalt
1. Die
Bedeutung des Geldes in einer arbeitsteiligen Tauschwirtschaft 2
2. Die
Ausgestaltung des Geldsystems 3
3. Die
Bestimmungsfaktoren der Geldnachfrage 4
3.1. Einführung 4
3.2. Die
Geldnachfrage aus dem Transaktionsmotiv 5
3.3.
Die Geldnachfrage aus dem Vorsichtsmotiv 5
3.4. Die
Geldnachfrage aus dem Spekulationsmotiv 6
3.5. Die
gesamte Geldnachfrage 7
3.6.
Das Gleichgewicht auf dem Geldmarkt 8
4. Das gesamtwirtschaftliche
Gleichgewicht bei gegebenem
4.1. Die LM-Funktion
11
4.2. Die
IS-Funktion 12
5. Das IS-LM-System 15
6.2. Die
Wirkungen einer erhöhten Nachfrage des Staates 19
6.3.
Schlußfolgerungen
21
1. Die Bedeutung des Geldes in einer arbeitsteiligen
Tauschwirtschaft
Das Geld
stellt ein allgemein akzeptiertes Tauschmittel dar.
Die Existenz
von Geld bedeutet u.a., daß die Wirtschaftseinheiten die Güter, die sie
anbieten, nicht direkt gegen andere Güter, die sie nachfragen, tauschen,
sondern daß der Tausch indirekt über die Verwendung von Geld erfolgt.
Es findet
also ein Tausch Ware gegen Geld und Geld gegen Ware statt.
Verwendung
von Geld zur Bewältigung der Tauschaktionen erfolgt unter Berücksichtigung von
drei Funktionen des Geldes:
- das
Geld als allgemeine Recheneinheit
Geld als
Recheneinheit fungiert als Medium zur Minimierung von Informationskosten bzw.
Geld als
Recheneinheit ist das Gut mit dem
höchsten Informationswert. Alle Tauschrelationen werden in Geldeinheiten
ausgedrückt.
- das
Geld als allgemein anerkanntes Tausch- bzw. Zahlungsmittel
Geld als Zahlungsmittel
fungiert als Medium zur Minimierung von Transaktionskosten (oder Tauschkosten).
Jeder Tausch findet unter verwendung vom Geld statt.
- das
Geld als Medium zur Wertaufbewahrung
Das Geld als
Wertaufbewahrung fungiert als Medium zur Minimierung der temporären Kosten
einer Kaufkrafthaltung (Lagerkosten).
Ein allgemein
akzeptiertes Tauschmittel dient somit der Wertaufbewahrung und ermöglicht
dabei, daß zwischen dem Güterangebot eines Wirtschaftssubjektes und seiner
Güter-
nachfrage
Zeit vergehen kann.
2. Die Ausgestaltung des Geldsystems
Ein Medium
mit diesen drei Funktionen: Recheneinheit, Zahlungsmittel und Wert-
aufbewahrung
bezeichnet man als Geld.
Die physische
Beschaffenheit bzw. Erscheinungsform des Mittels, das als Geld dient, spielt
prinzipiell keine Rolle.
In einer
Wirtschaft kann Geld beispielsweise ein bestimmtes Metall (Gold, Silber etc.)
oder
Nichtmetall (Kaurimuscheln, Salz, Zigaretten etc.), d.h. ein wirtschaftliches
Gut sein. Es
handelt sich dann um sog. Warengeld.
Die bekanntesten Geldformen dieser Art sind die sog.
Kurant-Münzen, wie z.B. Goldmünzen. Ihr Tauschwert entspricht einer bestimmten
Menge eines bestimmten Metalles. Die Ausprägung von Münzen bedeutet in einem
solchen System die staatliche Garantie, daß jede
Münze eine bestimmte Menge des Metalles enthält. So konnte
man z. B. vor dem l.
Weltkrieg ein
goldenes 10,- M-Stück einschmelzen und für das so gewonnene Gold
im Gewicht
von ca. 3,58 g gerade 10,- M erhalten.
Die gesamte
Geldmenge einer Volkswirtschaft wird damit durch den verfügbaren Bestand an
(Münz-) Metall bestimmt.
In
hochentwickelten Volkswirtschaften gibt es praktisch kein Warengeld, d.h. keine
Ware, die als Geld dient. In ihnen ist Geld grundsätzlich ein stoffwertloses Medium
in Form von Banknoten oder Enlagen, d.h. Guthaben bei Kreditinstituten, die
beide durch „Verschuldung“ von Kreditinstituten (der Zentralbank oder der
Geschäftsbanken) entstehen. Geld stellt damit eine Verbindlichkeit der
Kreditinstitute dar (Kreditgeld).
In dieser
sog. Kreditgeldwirtschaft wird der Wert des Geldes und damit seine
Wertaufbewahrungsfunktion dadurch garantiert, daß die geldschaffenden
Institutionen entweder durch Eigenbeschränkung und/oder durch indirekt wirkende
staatliche Mechanismen und Bestimmungen nur eine bestimmte Menge an Geld
emittieren und so die umlaufende Geldmenge nicht beliebig vermehren. Bei den in
der Kreditgeldwirtschaft zirkulierenden Münzen handelt es sich nicht um Kurant
Münzen, sondern um sog. Scheidemünzen, bei denen der aufgedruckte Wert
grundsätzlich deutlich höher als der
Metallwert
ist. Der bei der Emission dieser Noten, Münzen sowie Einlagen entstehende
Gewinn (sog. seigniorage-gain) fließt der emittierenden Bank bzw. Institution
zu.
Geld wird
dabei allerdings nicht alleine durch gesetzliche Anordnung zum allgemein
akzeptierten Zahlungsmittel und zur Recheneinheit. Wenn hinsichtlich der
Tauschrelationen zwischen diesem offiziellen Geld und anderen Gütern zu große
Unsicherheiten bei den Wirtschaftssubjekten bestehen, gehen die oben genannten
Vorteile aus dem Gebrauch dieses Geldes verloren und es dienen nicht die gesetzlichen Zahlungsmittel, sondern andere Güter
als Zahlungsmittel oder Recheneinheit (in Deutschland beispielsweise der Dollar
in der Inflation von 1923 oder die Zigaretten während und nach dem 2.
Weltkrieg).
3. Die Bestimmungsfaktoren der Geldnachfrage
3.1. Einführung
Aus den oben
diskutierten Funktionen des Geldes lassen sich verschiedene Motive
der
Geldnachfrage ableiten:
Aus der Zahlungsmittelfunktion
des Geldes resultiert der Wunsch eines Wirt-
schaftssubjektes,
jederzeit über ausreichende Geldbestände zu verfügen, um die
sich für ihn
aus dem wirtschaftlichen Tauschprozeß ergebenden Zahlungsverpflich-
tungen
erfüllen zu können.
Diese
Kassenhaltung resultiert aus dem „Transaktionsmotiv der Geldnachfrage".
Um jederzeit zahlungsfähig zu sein, hält ein
Wirtschaftssubjekt zusätzlich Kasse aus dem „Vorsichtsmotiv".
Um aus den
für die Zukunft erwarteten Preis-, Kurs- sowie Zinssatzänderungen Gewinne zu
machen bzw. die möglicherweise aus der Wertaufbewahrung entstehenden Verluste
zu minimieren, hält der Vermögenshalter das Geld aus dem sog.
,,Spekulationsmotiv".
3.2. Die Geldnachfrage aus dem Transaktionsmotiv
Die
(kurzfristige) nominale Nachfragefunktion
nach Geld (L) aus dem Transaktionsmotiv (LT) in der allgemeineren
Form lautet:
LT
= LT (Py; P)
mit:
P – Güterpreis
y – reales Volkseinkommen
In der
Makroökonomik wird bezüglich dieser Geldnachfrage nun allgemein unter-
stellt, daß
bei einer Erhöhung des Güterpreises der Geldbedarf für Transaktions-
zwecke
proportional zur Preiserhöhung steigt. Für eine Veränderung des realen
Volkseinkommens
wird eine solche Proportionalität nicht unterstellt.
Formal
bedeuten diese Annahmen, daß die nominale Geldnachfrage vom Güterpreis und vom
Nominaleinkommen
abhängt und daß sie linear homogen in diesen beiden Argumenten ist. Es gilt
also:
Damit hängt
die reale Geldnachfrage für Transaktionszwecke (lT)positiv vom Real-
einkommen ab.
3.3. Die Geldnachfrage aus dem Vorsichtsmotiv
Da die
Erwartungen über Ein- und Auszahlungsströme aber mit Unsicherheit behaftet
sind, wird ein rational handelndes Wirtschaftssubjekt zum Schutz gegen das sog.
Liquiditätsrisiko einen zusätzlichen Betrag an Geld halten.
Die Höhe
dieser gewünschten Liquiditätsreserve hängt ebenso wie die Geldnachfrage für
Transaktionszwecke von der Höhe der erwarteten Auszahlungen, also vom
Transaktionsvolumen und dem Sicherheitsbedürfnis, d. h. der Risikoaversion ab.
Unterstellt
man, daß sich die (annahmegemäß gegebene) Risikoaversion der
Wirtschaftssubjekte in der Form der Funktion widerspiegelt und daß die
Unsicherheit positiv mit der Höhe des Volkseinkommens korreliert ist, so gilt
für die nominale Geldnachfrage aus dem Vorsichtsmotiv:
L
v = L v (Y; P)
+ +
mit:
L v - nominale
Geldnachfrage aus dem Vorsichtsmotiv,
Y - nominales
Volkseinkommen.
3.4. Die Geldnachfrage aus dem Spekulationsmotiv
Die Geldnachfrage aus dem Spekulationsmotiv folgt aus der
Wertaufbewahrungs-
funktion des Geldes. Die Wertpapiere haben für den Vermögensbesitzer
gegenüber dem Geld den Vorteil, daß die Vermögenshaltung in Wertpapieren
Zinserträge bringt.
Neben der Verzinsung der Wertpapiere ist jedoch zu berücksichtigen, daß
der Kurs
bzw. Wert eines Wertpapiers in hohem Maße von dem auf dem Kapitalmarkt herrschenden
Zinssatz abhängt. Der Kurs eines (heute) emittierten Wertpapiers wird sich (in
Zukunft) in Abhängigkeit von der Zinsentwicklung verändern, so daß er zu einem
zukünftigen Zeitpunkt höher, niedriger oder gleich dem gegenwärtigen sein kann.
Der Kauf von Wertpapieren lohnt sich im Verhältnis zur Geldhaltung also
nur, wenn die (erwartete) Gesamtrendite re der Wertpapierhaltung,
die sich aus Zinszahlungen und (erwartetem) Kursgewinn bzw. Kursverlust
zusammensetzt - bezogen auf das eingesetzte Kapital - positiv ist.
Erwartet das Wirtschaftssubjekt eine positive Rendite, so wird es
Wertpapiere, anderenfalls Geld nachfragen und halten.
Kauft das Wirtschaftssubjekt ein Wertpapier zum Kurs von K0,
erhält einen Betrag von
Z - Rubl an
Zinsen pro Stück und beabsichtigt, das Wertpapier nach einer Periode wieder zu
verkaufen, so beträgt die erwartete Rendite (re) dieses
Wertpapierengagements für die nächste Periode:
= oder = +
3.5. Die gesamte Geldnachfrage
Das
Wirtschaftssubjekt versucht, seine gesamte Geldhaltung unter dem Gesichtspunkt der
Nutzenmaximierung zu optimieren. Da die Geldhaltung aus dem sog.
Transaktionsmotiv durch die Befriedigung des Liquiditätsbedürfnisses und
gleichzeitig durch entgangene Zinseinnahmen gekennzeichnet ist und die
Umwandlung von Wertpapieren in Geld Kosten in Form von Bank-, Maklergebühren
etc. verursacht, wird das Wirtschaftssubjekt auch die Höhe seiner
,,Transaktionskasse" in Abhängigkeit von der erwarteten Rendite einer
Wertpa-
pierhaltung
bei gegebenen Umwandlungskosten determinieren. Das Optimum liegt
dort vor, wo
der Grenzertrag der Liquiditätssicherheit gleich den Grenzkosten der
Geldhaltung
im Sinne entgangener Zinserträge (Opportunitätskosten) ist.
Aus diesen Überlegungen resultiert also eine gesamte aggregierte Geldnachfragefunktion der Form:
L = L
(i, iN, Y, V0, P).
- + + + +
Unterstellt man, daß der Normalzinssatz (iN) und das reale
Vermögen (kurzfri-
stig) gegeben sind und unterstellt man weiterhin, daß die Geldnachfrage
homogen
linear in den
Nominalgrößen (Nominaleinkommen, Güterpreis) ist, so erhält man als reale
Geldnachfragefunktion:
l = l (i, y).
-
+
Die folgende Abbildung zeigt die gesamte reale Geldnachfrage in
Abhängigkeit vom Zinssatz:
i
v0y
iN
l
Die Funktion ist dabei für gegebene Werte des Realeinkommens (y), des
Realvermögens (v0) und des Normalzinssatz (iN)
dargestellt. Sie ist die sog. Liquiditätspräferenzfunktion. Sie liegt um so
weiter rechts (oben) je höher c. p. das Realeinkommen und das Realvermögen
sind.
3.6. Das Gleichgewicht auf dem
Geldmarkt
Auf dem
Geldmarkt herrscht Gleichgewicht, wenn die Geldanbieter bei dem herrschenden
Zinssatz und der exogen vorgegebenen monetären Basis (B), d.h. dem Bestand am
Zentralbankgeld, gerade soviel Geld anbieten wollen, wie die Geldnachfrager bei
dem herrschenden Zinssatz, dem herrschenden Güterpreis und dem Volumen des
Volkseinkommens gerade nachfragen wollen (siehe unten):
M (i, B) = P . l (i, y),
+ + - +
i
M (i, B0)
M (i, B1)
l (i, y0)
B1 > B0
i0
i1
M,
L
M0 M1
Die Abbildung zeigt
(reale) Geldnachfragefunktion (l) und die (nominale)
Geldangebotsfunktion (M) bei gegebenem Güterpreis (P hier annahmegemäß konstant
und eins).
Wenn die
Zentralbank z.B. durch eine Offen-Markt-Politik die monetäre Basis (B) erhöht,
verschiebt sich die Geldangebotsfunktion nach rechts. Aufgrund der gestiegenen
Liquidität bietet das private Bankensystem somit beim herrschenden Zinssatz
mehr Kredite und damit mehr Giralgeld als in der Ausgangssituation an. Bei dem
herrschenden Zinssatz (i0) sind die privaten Nichtbanken jedoch
nicht bereit, das zusätzliche Kreditangebot anzunehmen bzw. die langfristigen
Wertpapiere, die die Banken zusätzlich nachfragen, auch zur Verfügung zu
stellen: Es entsteht also ein Überschußangebot auf dem Geldmarkt. Um das
Geldangebot auch realisieren und die zusätzlichen ertragbringenden Aktiva auch
erwerben zu können, werden die Banken in dieser Situation für ihre Kredite
einen niedrigeren Zinssatz und für die nachgefragten langfristigen Wertpapiere
den privaten Wirtschaftssubjekten einen höheren Kurs bieten: Der langfristige
Zinssatz wird also fallen. Bei diesem niedrigeren Zinssatz
und
erwarteten Kursverlusten werden die privaten Nichtbanken ihre Wertpapiere
verkaufen bzw. zusätzliche Kredite aufzunehmen. Gleichzeitig ist aber auch bei
dem niedrigeren Zinssatz das Bedürfnis der Banken nach freien
Liquiditätsreserven höher, da die Liquiditätssicherung jetzt relativ billiger
wird, so daß sie mit sinkendem Zinssatz ihr Geldangebot reduzieren werden. Ein
Gleichgewicht auf dem Geldmarkt stellt sich dabei erst dann ein, wenn der
Zinssatz so stark gesunken ist, daß die Wirtschaftspläne der Geldanbieter und
Geldnachfrager wieder miteinander kompatibel sind, d. h. im Schnittpunkt der
neuen Angebotskurve (M1 ) mit der unveränderten Nachfragekurve (l).
4. Das gesamtwirtschaftliche
Gleichgewicht bei gegebenem Güterpreis und Lohnsatz (Das IS*-LM** - System)
Das
Gesamtsystem besteht aus vier Märkten: dem Güter-, dem Arbeits-, dem Geld- und
dem Wertpapiermarkt.
In dem folgenden
Modell wird der Wertpapiermarkt aufgrund des Gesetzes von Walras nicht explizit
dargestellt.
Für den
Arbeitsmarkt wird vereinfachend unterstellt, daß das Arbeitsangebot bei
gegebenem Reallohnsatz vollkommen elastisch ist.
Bei einem
annahmegemäß exogen gegebenen Güterpreis werden zunächst alle Kombinationen aus
Zinssatz und realem Volkseinkommen ermittelt, bei denen Gleichgewicht auf dem
Geldmarkt (LM-Kurve) und dem Gütermarkt (IS-Kurve) herrscht. Das
gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht wird anschließend über die abgeleitete IS-
und
LM -Kurve
dargestellt.
Die folgende
komparativ-statische Analyse erfolgt auf der Grundlage eines
Periodenendgleichgewichtes (bei einer Erhöhung des Einkommens nimmt die
Nachfrage sowohl auf dem Gütermarkt als auch auf allen Aktivamärkten zu, wobei
die Summe aller zusätzlichen Nachfragen auf allen Märkten als Folge einer
Einkommenserhöhung stets gerade gleich der Einkommenserhöhung ist).
4.1.
Die LM-Funktion
Ausgangspunkt
der Analyse des Geldmarktes ist die im Kapitel 3.6. abgeleitete
Gleichgewichtsbedingung :
M = Pl (i, y, v0).
-
+ +
Für eine
konstante nominelle Geldmenge und einen konstanten Güterpreis sowie Vermögen
gibt es eine Vielzahl von Kombinationen aus Zinssatz und Volkseinkommen , bei
denen Gleichgewicht auf dem Geldmarkt herrscht.
Je größer bei
gegebenem realen Geldangebot das reale Volkseinkommen ist, um so größer ist
auch der reale Bedarf an
Transaktionskasse.
Damit Gleichgewicht
auf dem Geldmarkt herrscht, muß dann auch der Zinssatz um so höher sein, damit
die Geldnachfrage aus dem Spekulationsmotiv entsprechend geringer wird.
In einem
Koordinatensystem mit dem Zinssatz auf der Ordinate und dem Volkseinkommen auf
der Abszisse läßt sich die Gleichgewichtsbedingung als eine Funktion mit
positiver Steigung darstellen.
Dieser
Zusammenhang läßt sich graphisch ableiten, indem die gesamte Geldnachfrage in
eine zinsabhängige Nachfrage aus dem Spekulationsmov und in eine (bei gegebenem
Güterpreis) vom Volkseinkommen abhängige Geldnachfrage aus dem Vorsichts- und
Transaktionsmotiv aufgeteilt wird.
In der
folgenden Abbildung ist im zweiten Quadranten der Zusammenhang zwischen dem
Zinssatz und der (realen) Geldnachfrage aus dem Spekulationsmotiv dargestellt.
Im vierten Quadranten wird der Zusammenhang zwischen der realen Geldnachfrage
aus dem Vorsichts- und Transaktionsmotiv und dem Volkseinkommen abgebildet,
wobei hier vereinfachend ein linearer Verlauf dieses Zusammenhanges unterstellt
wird.
Der dritte
Quadrant schließlich enthält die Geldmarktgleichgewichtsbedingung. Die
45°-Linie in diesem Quadranten zeigt an, daß die gesamte reale Geldmenge
entweder für die Geldnachfrage aus dem Spekulationsmotiv oder aus dem
Transaktionsmotiv zur Verfügung steht bzw. daß jede beliebige Linearkombination
zwischen diesen beiden Verwendungsarten möglich ist.
Die gesuchten
Kombinationen von Zinssatz und Volkseinkommen, bei denen Gleichgewicht auf dem
Geldmarkt herrscht, erhält man dann im
ersten Quadranten.
Da die
Geldnachfrage mit steigendem Volkseinkommen zunimmt (ly > 0) und
mit steigendem Zinssatz abnimmt (li< 0), ist die Steigung der LM-
Funktion positiv.
Die Lage der LM-Funktion verändert sich mit jeder Variation einer
exogenen Variablen. Erhöht beispielsweise die Zentralbank bei gegebenem
Güterpreis das nominelle Geldangebot, dann verschiebt sich die
Gleichgewichtsbedingung im dritten Quadranten vom Ursprung weg, so daß sich die
LM-Funktion nach rechts verschiebt.
4.2. Die IS-Funktion
Für die Analyse einer geschlossenen Volkswirtschaft mit staatlicher
Aktivität wird
die folgende Güternachfragefunktion verwendet:
yN
= c (yA) + j (i) +g
+ -
Das
Güterangebot sei vollkommen elastisch, so daß es sich jederzeit der Nachfrage
vollkommen anpaßt. Analog zur LM-Funktion läßt sich dann aus der Gleichung die Menge aller Kombinationen von Volkseinkommen
und Zinssatz bestimmen, bei denen Gleichgewicht auf dem Gütermarkt herrscht.
Ein solches
Gleichgewicht existiert dann, wenn der Zinssatz gerade so hoch ist, daß die
Güter, die produziert, die aber bei dem im Zuge des Produktionsprozesses
verdienten Einkommen nicht von den Konsumenten nachgefragt werden, gerade von
den Investoren und dem Staat nachgefragt werden.
In dieser
Situation entspricht die gewünschte Ersparnis gerade der gewünschten
Investition. Je höher das Einkommen und damit die Produktion ist, um so höher
ist gemäß der Konsumhypothese auch die Ersparnis und um so niedriger muß also
der Zinssatz sein, damit die produzierte Gütermenge insgesamt auch nachgefragt
wird, so daß keine unfreiwilligen (Lager-) Investitionen entstehen.
Die Menge
aller Kombinationen von Zinssatz und realem Volkseinkommen, bei denen
Gleichgewicht auf dem Gütermarkt herrscht, stellt die IS-Funktion dar.
Die
graphische Ableitung dieser Funktion erfolgt
in einem Vierquadranten - Koordinatensystem. Dabei wird im zweiten
Quadranten die Investitionsfunktion, im dritten Quadranten die
Gleichgewichtsbedingung g + j (i) =
s (y)
und im vierten
Quadranten
die Sparfunktion abgetragen.
Im zweiten
Quadranten wurde zusammen mit der Investitionsfunktion die zinsunelastische,
exogen gegebene Güternachfrage des Staates dargestellt.
Aus diesen
drei Funktionen ergibt sich im ersten Quadranten der gesuchte Zusammenhang
zwischen dem (Real-) Zinssatz und dem Realeinkommen. Es ist der geometrische
Ort aller Kombinationen dieser beiden Variablen, bei denen Gleichgewicht auf
dem Gütermarkt herrscht. Links (rechts) von der IS-Kurve besteht eine
Üherschußnachfrage (-angebot) auf dem Gütermarkt.
Die
algebraische Ableitung der IS-Funktion erfolgt aus dem Gleichungssystem:
yN = c (yA) + j(i) + g
y: = yA = yN
bzw.:
s (y) = j (i) + g
Die Steigung
der IS-Funktion ist negativ und abhängig von der Zinselastität der
Investitionsgüternachfrage sowie der marginalen Sparquote (sy
= 1 - cy).
Zu jedem
gegebenen (realen) Zinssatz gehört also im neuen Gleichgewicht auf dem
Gütermarkt ein um einen bestimmten Betrag
erhöhtes reales Volkseinkommen. Die IS-Kurve verschiebt sich also um
diesen Betrag parallel nach rechts. Dabei entspricht der absolute Wert der
Verschiebung der IS-Funktion nach rechts dem Produkt aus dem absoluten
Wertzuwachs der exogenen Größe und dem Multiplikator (siehe „Das
gesamtwirtschaftliche Multiplikatormodell“, W. Fuhrmann, A. Sultanow; in: www.nowgorod.de).
5. Das IS-LM-System
Zur graphischen Darstellung dieses gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichtes
werden die IS- und die LM-Funktion in einer einheitlichen Graphik zusammen
dargestellt.
i
LM
IS
y
Zur Vereinfachung wurde dabei ein linearer Verlauf der beiden Funktionen
gewählt, wobei für die LM-Funktion auch ein vollkommen elastischer Teil
unterstellt wurde. Dieser Bereich ist von theoretischem Interesse im Falle
einer existierenden Liquiditätsfalle oder einer das Zinsniveau stabilisierenden
Geldpolitik.
Da die
IS-Funktion eine negative Steigung, die LM-Funktion aber eine positive Steigung
hat, gibt es nur einen Schnittpunkt beider Funktionen und damit nur eine
Kombination von Zinssatz und Volkseinkommen, bei der ein Gleichgewicht auf
allen Märkten, d.h. ein gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht herrscht.
Alle anderen
Kombinationen von Zinssatz und Volkseinkommen kennzeichnen eine Situation, in
der auf keinem oder nur auf einem der Markte Gleichgewicht herrscht.
Die Analyse
des Geldmarktes hat gezeigt, daß die Zentralbank bei einem gegebenen
Realeinkommen eine Erhöhung der Geldmenge nur bei einem sinkenden Zinssatz durchsetzen
kann: Führt sie zur Erhöhung der Geldmenge beispielsweise eine expansive
Offen-Markt-Politik durch, so sind die privaten Wirtschaftssubjekte nur dann
bereit, in ihrem Besitz befindliche Wertpapiere gegen Geld einzutauschen, wenn
die Zentralbank einen höheren Ankaufskurs für diese Wertpapiere bietet. Bei
einem höheren Kurs bzw. einem niedrigeren Zinssatz lohnt sich für die privaten
Wirtschaftssubjekte die Wertpapierhaltung nicht mehr in dem bisherigen Ausmaße,
da das Risiko von Kursverlusten, die den Zinsertrag übersteigen, zunimmt. Die
privaten Wirtschaftssubjekte halten somit in ihrem Portefeuille einen größeren
Anteil an Kasse und einen geringeren Anteil an Wertpapieren.
Die
unmittelbare Folge der Geldmengenerhöhung wird also bei unverändertem Realeinkommen
eine entsprechende Reduktion des Zinssatzes sein. Diese Zinssatzsenkung
induziert auf dem Gütermarkt bei gegebenem Güterpreis eine erhöhte
Investitiönsgüternachfrage. Die daraus resultierende Einkommenserhöhung führt
bei gegebener marginaler Konsumquote zu einer steigenden Konsumgüternachfrage
und damit einer weiteren Zunahme des Realeinkommens. Aufgrund der obigen
Analyse des Multiplikatorprozesses ergibt sich also eine
Realeinkommenssteigerung, die deutlich über die (induzierte) Zunahme der Investitionsgüternachfrage
hinausgeht. Die Zunahme des realen Volkseinkommens hat nun aber wiederum
Auswirkungen auf den Geldmarkt, da die Nachfrage nach Geld aus dem
Transaktionsmotiv steigt und damit eine Zinssatzsteigerungstendenz auslöst, die
der ursprünglichen Zinssenkungstendenz aufgrund des sog. Liquiditätseffektes
der Geldmengenexpansion entgegenwirkt.
Graphisch
bedeutet die Erhöhung des nominalen Geldangebotes eine Verschiebung der LM-Funktion nach rechts:
(Die Wirkungen einer
Geldmengenerhöhung bei alternativen Ausgangssituationen)
Unterstellt
man zur Veranschaulichung, die der Realität aber fremd ist, daß die einzelnen
hier geschilderten Anpassungen von Zinssatz und Einkommen auch in der
angegebenen ,,zeitlichen" Reihenfolge ablaufen, dann läßt sich dieser
Anpassungsprozeß in Form eines Spinngewebes darstellen:
Bei dem
gegebenen Einkommen sinkt der Zinssatz als Folge der exogenen
Geldmengenerhöhung unmittelbar solange, bis die neue LM-Funktion erreicht ist.
Der Geldmarkt ist damit wieder im Gleichgewicht. Diese Zinssatzsenkung führt
nun über die Investilionsgüternachfrage zu einer Erhöhung des Realeinkommens
von y0 auf y2, da bei dem niedrigeren Zinssatz nur bei y2.
Gleichgewicht auf dem Gütermarkt herrscht. Bei y2 und dem
niedrigeren Zinssatz besteht nun aber eine Überschußnachfrage auf dem
Geldmarkt, die zu einer entsprechenden Zinssatzsteigerung führt. Nach
,,unendlich" vielen Schritten ergeben sich dann das neue
Gleichgewichtseinkommen y1 und der entsprechende Zinssatz.
Einen
realistischeren Anpassungsprozeß erhält man, wenn man unterstellt, daß
grundsätzlich die Preisanpassungen auf den Aktivamärkten, d. h. hier also auf
dem Geld- und Wertpapiermarkt, ständig und schneller erfolgen als die
Mengenvariationen bzw. Anpassungen auf dem Gütermarkt. Unterstellt man, daß
diese Reaktionen auf den Aktivamärkten praktisch unendlich schnell erfolgen,
dann führt die exogene Erhöhung der Geldmenge unmittelbar zu der oben geschilderten
Reduktion des Zinssatzes, über die das Gleichgewicht auf dem Geldmarkt wieder
hergestellt wird.
Der weitere
Verlauf des Anpassungsprozesses geschieht dann jedoch entlang der (neuen) LM-Funktion und zwar solange, bis y1
und der entsprechende neue Gleichgewichtszins-
satz erreicht
sind, da jede Abweichung von der LM-Kurve sofort Zinsreaktionen auslöst, die
den Geldmarkt wieder ins Gleichgewicht bringen.
Insgesamt ist
zu beachten, daß das IS-LM-Modell im Grunde atemporal ist, d.h. keine
dynamische Anpassung explizit modelliert. Der „Sprung" ins neue
Gleichgewicht wird nur „plausibel veranschaulicht“.
6.2. Die Wirkungen einer erhöhten Nachfrage des Staates
Eine Erhöhung
der exogenen Nachfragekomponenten erhöht stets das reale Volkseinkommen und mit
Ausnahme des Sonderfalles der Liquiditätsfalle auch das Zinsniveau.
Dieses
Ergebnis wird auch aus der folgenden Graphik unmittelbar deutlich:
(Die Wirkungen
einer gestiegenen Staatsnachfrage bei alternativen Ausgangssituationen)
Die Erhöhung
der autonomen Nachfrage führt bei vollkommen elastischem Güterangebot direkt
und unmittelbar zu einer Einkommenssteigerung, die durch den Multiplikatoreffekt
(siehe «Das gesamtwirtschaftliche Multiplikatormodell», W. Fuhrmann, A.
Sultanow; in: www.nowgorod.de) noch
verstärkt wird.
In der
Graphik ergäbe sich bei unverändertem Zinssatz eine Erhöhung des Realeinkommens
von y0 auf y2. Als Folge des gestiegenen Einkommens
steigt jedoch auch die Geldnachfrage aus dem Transaktions- und Vorsichtsmotiv:
Zur Bewältigung des gestiegenen Transaktionsvolumens ist eine größere Geldmenge
nötig. Die privaten Wirtschaftssubjekte werden daher versuchen, zum
herrschenden Zinssatz Wertpapiere in Kasse umzutauschen.
Da die
gesamte Geldmenge aber annahmegemäß exogen gegeben ist, führt dieses erhöhte
Angebot an Wertpapieren nur zu entsprechenden Kurssenkungen, durch die der
Zinssatz solange steigt, bis die Wirtschaftssubjekte bereit sind, ihre
Kassenhaltung bzw. ihre Geldnachfrage aus dem Spekulationsmotiv entsprechend zu
reduzieren. Lediglich bei Vorliegen einer Liquiditätsfalle bleibt diese
Zinssteigerungstendenz aus. Sowohl in diesem Fall als auch bei vollkommen
zinsunelastischen Investitionen ist der Anpassungsprozeß damit entweder bei
unverändertem oder gestiegenem Zinssatz abgeschlossen.
6.3.
Schlußfolgerungen
Als Fazit der
bisherigen Überlegungen ergibt sich, daß eine Erhöhung der autonomen Nachfrage
auf dem Gütermarkt in diesem Modell stets eine Zunahme des realen
Volkseinkommens bewirkt, während eine Erhöhung der Geldmenge in bestimmten
Fällen „wirkungslos" ist.
Dabei erreicht
die Variation der exogenen Nachfragekomponente auf dem Gütermarkt ihre maximale
Wirksamkeit gerade in den Fällen, in denen eine Variation der Geldmenge
wirkungslos ist.